Geschlossene Gesellschaft – Fotografien von Heike Zappe

Foto Heike Zappe

Eine Kabinettausstellung im Schul- und Bethaus Altlangsow vom 5. Juli bis 3. August 2025

Der „Feuchte Willi“ in Neulietzegöricke war legendär: Stammtisch mit Einheimischen, Zugezogenen und Urlaubern, mit Bockbieranstich, Lungenwurst und Kartoffelsalat, Karneval und Tanzkonzerten mit den Coverbands der Region waren sein Markenzeichen. Aber die urige, traditionsreiche Kneipe in der Mitte des Dorfes wird nicht mehr öffnen. Mit seinem Inhaber hat das älteste Kolonistendorf des Oderbruchs auch seinen beständigen sozialen Treffpunkt verloren.

Neulietzegöricke trifft dieses Schicksal nicht allein. Auf den Dörfern ringsum läuft der soziale Wandel: Bauernhöfe werden stillgelegt, die Jugend wandert ab, Dorfkneipen gehen ein.

Dorfkneipen sind Orte der nachbarschaftlichen Begegnung

Man kann aber nicht nostalgisch zurückschauen und sagen: Ja, früher gab es den Dorf-Konsum, es gab die Dorfkneipen, und es gab ein harmonisches Leben auf dem Dorf. Die Individualisierung unserer Gesellschaft und ihre Fragmentierung läuft seit vielen Jahren. Infolge gesellschaftlicher, ökonomischer Entwicklung, Pandemie, Kriegsausbruch und Inflation ist oft einfach das Geld nicht da, um eine Gastwirtschaft zu betreiben. Viele junge Leute ziehen weg, wenn sie eine Ausbildung machen oder studieren. Aber ein aktives Dorfleben, Meinungsbildung, ja Demokratie braucht unbeschwerte Begegnung, Räume sich auszutauschen. Auch in der Kneipe.

Die Fotografin Heike Zappe sucht Orte auf, in denen sich die Nachbarn noch zum Feierabendbier treffen oder gar zum Mittagstisch, auch wenn die Küche nur ein Mal in der Woche bewirtschaftet wird. Und es gibt unter den wenigen Gasthöfen noch Familienbetriebe mit Tradition. Hier, wo die Nachbarschaft aus dem Dorf und den anliegenden Ortschaften zusammen und ins Gespräch kommt; mitunter in mehreren Generationen, ob Mann, Frau, Alteingesessener oder Zugezogene. Aber natürlich wird auch an diejenigen Ort erinnert, wo die Betreiber sich zur Ruhe setzten und im Stillen auf die Wiederbelebung ihrer Gastwirtschaft und damit der zwischenmenschlichen Begegnung hoffen.

Die Kabinettausstellung im Schul- und Bethaus Altlangsow wird am Samstag, 5. Juli 2025, 15 Uhr eröffnet und ist bis zum 3. August 2025 zu sehen.
Zugleich wird am 5. Juli um 15 Uhr die Ausstellung „Der Rehfelder Weg“ mit Malerei von Jochen Mahlke im Schul- und Bethaus eröffnet.

5. Juli – 3. August 2025
Kabinettausstellung im Schul- und Bethaus Altlangsow
Heike Zappe

Geschlossene Gesellschaft
Fotografien
Vernissage: Sa, 5. Juli 2025, 15:30 Uhr
Altlangsow 11
15306 Seelow
Einführende Worte: Christoph Tannert