Kirche als lebendes Kulturerbe

Die Ausstellungen zum Jahresthema KIRCHE am Oderbruchmuseum

Das Oderbruch ist Europäisches Kulturerbe – und mit ihm sind es seine Kirchen, die von einer bewegten Geschichte dieser Landschaft erzählen. Während der preußischen Kolonisierung im 18. Jahrhundert kamen über 8.000 Siedler aus verschiedensten Ländern in diese Landschaft, nicht wenige von Ihnen aus Gründen der Religionsfreiheit. Die Dynamik dieser Zeit, die Verschiedenheit der Frömmigkeitsstile und die unterschiedlichen lokalen Bedingungen finden in einer großen Vielfalt der Kirchbauten ihren Ausdruck, vom kleinen Schul- und Bethaus in Fachwerkbauweise bis zur großen Backsteinkirche. Neun davon gehören zum Netzwerk der Kulturerbe-Orte, an denen die Besonderheit der Oderbruch-Geschichte aktiv vermittelt wird.

Die besondere Beziehung der Landschaft zur Religions- und Kirchengeschichte ist Anlass für das Oderbruch Museum Altranft, sich 2024 im Rahmen seines Jahresthemas KIRCHE eingehender mit diesem Aspekt des Kulturerbes zu befassen. Neben zahlreichen Salongesprächen am Museum, einem Theaterstück, einem Projekt für digitales Erzählen an den verschiedenen Kulturerbe-Orten und einem eigens produzierten Werkstattbuch entstehen auch folgende Ausstellungen, die schrittweise eröffnet werden und ab 6. Juli schließlich vollständig zu erleben sind:

Eine Frau baut eine Kirche: 1752 ließ Marian Caroline von Marschall die Altranfter Kirche zu Ehren ihres verstorbenen Mannes Samuel von Marschall bauen, der als „Wirklicher Geheimer Etats- u​nd Kriegsminister“ einer der führenden Staatsmänner im Königreich Preußen Friedrichs II war. Die Ausstellung ist mit den Bewohnern Altranfts im Dialog entwickelt worden, sie präsentiert nicht nur baugeschichtliche Details, sondern greift auch Erinnerungen und Erfahrungen auf, die hier gemacht wurden.

Die Oderbruch-Kirchen in der Perspektive der Kinder: 80 Kinder der evangelischen Johanniter-Schule in Wriezen haben die Kirchen ihrer Dörfer gemalt und gezeichnet. Ihre Bilder zeugen von einem erstaunlich guten Blick auf die Besonderheiten ihrer Orte und den unterschiedlichen Charakter der verschiedenen Gebäude.

Glauben und Macht – über das Verhältnis von Staat und Kirche im Oderbruch: Mit diesem Ausstellungs- und Rechercheprojekt wurde eine Spurensuche zum Verhältnis von Glauben und Macht im Oderbruch unternommen, die sich durch die preußische Geschichte, die Zeit des Nationalsozialismus und der DDR bis in die Gegenwart zieht. Das Anliegen des Projekts ist es, anhand von Beispielen ins Gespräch zu kommen und damit zu einer Neubestimmung der Rolle von Christen in den ländlichen Gemeinschaften beizutragen.

Gelebte Gemeinschaft – Menschen im Spiegel des Glaubens: Die Altranfter Patronatskirche erhielt zum Themenjahr eine Innensanierung und kann nun auch als Ausstellungs- und Veranstaltungsraum genutzt werden. Am 6. Juli wird sie neu eröffnet. Sie zeigt einen Fotoessay von Michael Anker „Im Leben verwurzelt“ über kirchliches Leben in Gemeinden des Oderbruchs und gibt Einblick in die Interviews, die zu diesem Thema mit 25 Menschen im Oderbruch geführt wurden. Zudem wird eine studentische Arbeit über die Öffnung und zukünftige Nutzung von Kirchgebäuden im Oderbruch präsentiert.

Text: Kenneth Anders
Fotos: Alex Schirmer

Das Oderbruch Museum Altranft ist bis zum Saisonende am 10. Dezember von Donnerstag bis Sonntag und an den gesetzlichen Feiertagen in der Zeit von 11-17 Uhr geöffnet.

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