Eine Spurensuche von Jost Schilgen im Studiolo des Oderbruchmuseums
Im Sprung, die kleinen Vorderpfoten im dichten, braunen Fell kaum zu sehen, starrt er mich mit seinen schwarzen Augen an – der Biber oben auf dem Schrank im Studiolo. Der Reiher flieht nicht beim Näherkommen und die Hühner und Greifvögel halten still. Gegenüber: Friedrich der Große und Fontane, Schädel, in Gläsern sortiert verschiedene Getreidearten und der Wandel der Zuckerrübe hin zum raffinierten Zucker. Obwohl häufiger im Oderbruch, habe ich die seit 2016 neu gestaltete Sammlung des Museums in Altranft und besonders das Studiolo erst jetzt entdeckt. Thematisch geordnet, aber sonst bunt gemischt, stehen beieinander: Tierpräparate, Werkzeuge, Möbel, Materialproben, Spielzeug, Dokumente und Bücher. Als Besucher darf ich viele der Sachen in die Hand nehmen, das Gewicht der historischen Bügeleisen und ihre Handlichkeit prüfen, mit einer Gänsefeder schreiben, in Büchern entdecken, wie die Ruine in der Nähe des Ferienhauses mal als stattlicher Hof ausgesehen hat. Schon beim ersten Rundgang habe ich gewusst: Hier warten viele Motive auf mich. So wie die Sammlungsstücke präsentiert werden, wecken sie meine Neugier und Entdeckerlaune. Das ist auch die Idee für diese Fotos. Nicht die sachliche, nüchterne oder wissenschaftliche Abbildung sondern der selektive und persönliche Blick aufs Detail, um zu zeigen wie spannend, vielfältig, schön und manchmal unheimlich oder skurril diese Objekte sind. Ach, und fast nebenbei lerne ich so das Oderbruch, seine Geschichte und Natur besser kennen.