Ein studentisches Praktikum
von Benjamin Huster
Im Studiengang Landschaftsnutzung und Naturschutz der HNE Eberswalde werden u.a. ein grundsätzliches Verständnis unserer biotischen und abiotischen Umwelt, Kenntnisse verschiedener Tier- und Pflanzenarten und Arbeitsschritte zur Landschaftsanalyse vermittelt. Ein weiterer unerlässlicher Teil des Studiums ist die Kommunikation mit der Öffentlichkeit. Um Menschen zu befähigen Teil eines Transformationsprozesses und der Entwicklung ihrer Region zu sein hilft es enorm ein Bewusstsein für die Landschaft, einen Bezug zu ihrer Historie zu schaffen und Identität zu stiften. Ein wirkungsvolles Instrument hierfür ist das Oderbruchmuseum Altranft. Hier durfte ich an der Seite eines wunderbar engagierten und kompetenten Teams praktische Erfahrung in der landschaftlichen Bildung, in eigener Projektarbeit und der Besucherbetreuung sammeln. Als Bindeglied für die inzwischen 40 Kulturerbeorte präsentiert es die Landschaft des Oderbruchs und trägt in vielen gemeinsamen Projekten und kulturellen Veranstaltungen zur Abbildung und Weiterentwicklung dieser Region bei. Bereits im Sommer besuchten wir das Museum im Rahmen einer Exkursion der Hochschule. Zu diesem Zeitpunkt war mir der unmittelbare Bezug zu meinem Studium nicht vollkommen bewusst, aber ich war motiviert diesen Blickwinkel einzunehmen und eine Verknüpfung für mich herzustellen.
Galerie Wanderweg (Fotos: Oderbruchmuseum / Alex Schirmer)
Durch Mitwirken an Veranstaltungen wie dem Oderbruchtag in Golzow, dem Deutsch-Polnischen Erntedankfest und der Besucherbetreuung im Museum konnte ich ein Gefühl für die Menschen gewinnen, mit einigen ins Gespräch kommen und individuelle Geschichten erfahren. Zusätzlich zu diesem Einblick gaben Unterhaltungen mit verschiedenen Akteuren und Experten zur Geschichte der Landschaftsgenese und Kultur ein immer besseres Bild der Kulturlandschaft Oderbruch. In meinem hauptsächlichen Projekt einen kleinen Wanderweg durch und um das Dorf Altranft zu konzipieren, versuchte ich diese Informationen in angebrachtem Maß mit Wanderfreude zu kombinieren. Die selbstständige Erkundung dieser abwechslungsreichen Landschaft am Rand zur Barnim-Hochfläche war dabei ein sehr angenehmer Part. Zwar waren nicht alle Phasen dieses Prozesses einfach aber rückblickend ergab sich eine sehr gute Lernerfahrung in Bezug auf die eigenverantwortliche Betreuung eines solchen Projektes. Unterstützung zu dessen Gelingen erhielt ich dabei vor allem von Kenneth Anders, der mich regelmäßig zu verschiedenen Versammlungen, Informationsveranstaltungen und Gesprächsrunden einlud, z.B. zum Thema Energiewende im Oderbruch oder zum Austausch mit anderen Museen über organisatorische Herausforderungen. Auch innerhalb des Museums sorgten konstruktive Programmentwicklungsrunden, kuratorische Besprechungen und Programmtage für viel Abwechslung und neue Inspiration.
Bemerkenswert empfand ich den generationsübergreifenden Austausch in der Bildungsarbeit des Museums, von der ich auch ein Teil sein durfte. In Zusammenarbeit mit Schulen der Region führten Jugendliche bspw. Befragungen von Menschen aus verschiedenen Professionen durch und verarbeiteten ihre Eindrücke auf kreative Weise. Auch dieses Engagement verleiht dem Museum eine frische und lebendige Atmosphäre, regt die Kommunikation an und trägt zum gegenseitigen Verständnis und zur Reflexion bei. Dabei setzt das Oderbruchmuseum nicht ausschließlich auf Konservierung des Vergangenen, sondern vielmehr auf Weiterentwicklung und fortlaufenden Dialog, was auch in Bezug auf Naturschutz, für umweltverträglichere Lösungen und die Förderung von Nachhaltigkeit und Vielfalt hohe Relevanz birgt. Für mich ist der Stellenwert der Arbeit und das Potential dieses Konzepts als Plattform und Impulsgeber damit deutlich ins Zentrum meines Bewusstseins gerückt. Ich glaube auch viele Anwohner nehmen die Arbeit des Museums und der Kulturerbeorte als positiv wahr und sind bestimmt etwas stolz, dass das gemeinsame Engagement mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel für die Kulturlandschaft Oderbruch gewürdigt wurde. Ich hoffe die Arbeit des Museums findet auch in Zukunft Anerkennung, idealerweise mit steigenden Besucherzahlen der Ausstellung. Ich bin froh, dass ich für etwa zehn Wochen Teil dieser Arbeit sein durfte.
Benjamin Huster