Samstag, 2. Dezember
Eisenausstellung – Ausstellungstürme – Blasmusik – Feuer
Das Schloss bleibt zu! Der letzte Programmtag, bevor das Oderbruch Museum Altranft vom 10. Dezember bis zum 02. März in den Winterschlaf fällt, findet ausnahmsweise nicht im Schloss Altranft statt. Vielmehr liegt der Fokus auf der neu entstandenen und geschichtsreichen Eisengeräte-Ausstellung auf dem Berg Schmidt Hof an der Alten Heerstraße.
Die Eisensammlung
Diese neue Ausstellung verdankt sich der mehr als 3000 Einzelstücke umfassenden Sammlung von Manuel Rößler, die vom Oderbruchmuseum vor zwei Jahren auf Initiative unseres damaligen Sammlungsbetreuers angekauft wurde. Alle Objekte stammen aus Sachsen, Thüringen und Brandenburg, hier besonders aus dem Oderbruch. Fundplätze waren u.a. Dorfmüllkippen und „Sperrmülltage“, aber auch intakte Hofstellen in den zur Abbaggerung freigezogenen Dörfern in den Lausitzer Braunkohlengebieten (In-situ-Bergungen). Die Sammlung wurde in der Zeit zwischen 1980 und 2020 zusammengetragen. In dieser Zeit vollzogen sich – besonders befördert durch die politische „Wende“ in der DDR – tiefgreifende Umbrüche in der Gegenstandskultur bis hin zum kompletten Austausch/Entsorgen der Alltagsgegenstände, sodass eine solche Sammlung nie wieder zusammengebracht werden kann.
Manuel Rößler brachte jahrelange Erfahrung bei der Erkennung und der historischen Einordnung solcher Gegenstände ein. Er war von 1983-1989 am Institut für Museumswesen Berlin tätig und von 1990-2021 Mitinhaber der Fa. Historische Bauwerkstücke Bernau. Der Anteil an Objekten aus dem Oderbruch (geschätzt 30 %, d.s. rund 1000 Einzelstücke) stellt nicht nur eine wichtige Ergänzung der Sammlung des Oderbruch Museums dar, sondern geht sowohl von der Anzahl als auch von der Bedeutung der Einzelstücke weit darüber hinaus. Die Provenienz dieser Objekte ist verlässlich dokumentiert.
Für die Ausstellung wurde fast ausschließlich auf die Objekte aus dem Oderbruch zurückgegriffen. In der Feldsteinscheune des Berg-Schmidt-Hofes (es gibt auch eine aus Ziegel) erschuf die Kuratorin des Museums, Antje Scholz, in wochenlanger Arbeit „Gespinste aus Eisen“. So zumindest nennt Programmleiter Kenneth Anders die Ausstellung im Gespräch und spielt damit auf den Aufwand, die Form und die Tragweite an, die sich gut mit dem bekannten „Oderbruchgespinst“ im Schloss, einer reliefartigen Karte aus Garn und 16.000 Knoten, vergleichen lassen.
In der Scheune auf dem historischen Bauernhof indes schweben hunderte Eisen-Gerätschaften scheinbar schwerelos über dem Boden. Mit Draht an Decke, Balken und Wänden aufgehangen spotten die groben Schaufeln, Hacken, Meißel, Töpfe und Pfannen der Schwerkraft und geben gleichzeitig wertvolle Einblicke in den Umgang mit einem der wichtigsten Stoffe im Oderbruch und in anderen ländlichen Gegenden: Eisen. Dabei wurden schon interessante Erkenntnisse gewonnen, die dem Publikum ab 11Uhr am 2. Dezember präsentiert werden. Unter anderem kann ein ungeübtes Auge erkennen, ob ein Pflug im Oderbruch oder anderswo geschmiedet wurde.
Der Programmtag am 2.12.
Begleitet wird die Vernissage vom Wilhelmsauer Musiker „Automath“, der mit elektronisch- experimentellen Klängen den Rhythmus von Schmiedehammer auf Amboss aufgreifen wird. Vielleicht gibt es ein spontanes Duett zwischen ihm und den Schauschmied Andreas Billert, der auch zum Erntefest regelmäßig seine Kunst zeigt und hier einlädt, selbst zu schmieden. Neben seiner Esse kann man den ganzen Tag stehen, staunen und sich aufwärmen oder man schlendert mit einem Glühwein und einem Snack in den Händen zum großen Lagerfeuer.
Die Musik an diesem Tag kommt vom Plattenspieler. Was sich im Team des Museums an alten Platten findet, kommt zu Gehör, darunter auch selten gehörte weihnachtliche Klänge. In der Ziegelscheune des Berg-Schmidt-Hofes ist unterdessen auch einiges vorangegangen und wird am 2.12. präsentiert. Denn hier entsteht seit einem Jahr ein neues Schaudepot mit Themen-Türmen aus der Sammlung des Museums. Zum Programmtag sind neue Türme hinzugekommen und bereichern so den Ausstellungsrundgang.