„Kulturerbe Digital“ 

Erste Ergebnisse einer Befragung der Kulturerbe-Orte in offenem Rundbrief veröffentlicht

Die Digitalisierung nimmt enormen Einfluss darauf, wie wir unser Leben gestalten und wie wir zusammenleben.  Hierbei handelt es sich um eine Entwicklung, die selbstverständlich auch an den Kulturerbe-Orten nicht spurlos vorbeigeht. Wie stehen wir als Netzwerk Kulturerbe-Orte zum Thema Digitalisierung mit all seinen Chancen und Herausforderungen für das Kulturerbe und die landschaftliche Bildung?

Im Rahmen des Projekts „Kulturerbe Digital – Content Gemeinschaft Oderbruch“ wollen wir  gemeinsam mit den Kulturerbe-Orten im Oderbruch das Potential von digitalen Technologien erforschen und in konkrete Vorhaben überführen, um das kulturelle Erbe der Region zu bewahren, öffentlich zu präsentieren und mehr Möglichkeiten der Mitwirkung aller Generationen an der Beschäftigung mit diesem Erbe zu schaffen.

Was brauchen die Kulturerbe-Orte?

Oftmals wird Digitalisierung „von oben herab“ entwickelt, an den Bedürfnissen der Menschen vorbei. Deshalb war es uns wichtig, zu Beginn des Projekts zunächst einmal zu fragen: Was verstehen die einzelnen Vertreterinnen und Vertreter der Kulturerbe-Orte unter Digitalisierung im Bereich des Kulturerbes? Welche Entwicklungen erachten sie als sinnvoll und hilfreich? Welche Erfahrungen wurden bislang gemacht und welche Schritte in Richtung Digitalisierung wurden bereits unternommen? Zudem wollten wir mehr darüber erfahren, in welchen Bereichen die Kulturerbe-Orte schon über relevantes Praxiswissen verfügen und wo konkreter Bedarf nach Weiterbildung besteht. Im April 2022 starteten wir deshalb mit einer Befragung von insgesamt 40 VertreterInnen der Kulturerbe-Orte, initiiert durch Alex Schirmer und Johanna Ickert. Die Gespräche fanden sowohl telefonisch als auch in Form persönlicher Treffen statt, bei denen auch viele der Dokumente und Exponate gezeigt wurden, die in den Dorfmuseen, Heimatstuben und Baudenkmälern des Oderbruchs existieren, bislang aber nur vor Ort einsehbar sind.

Die Ergebnisse der Befragung sind spannend und vielfältig und regen zur weiteren Diskussion und Vertiefung an. Ein erstes Fazit kann bereits gezogen werden: Kulturerbe-Orte sehen viel Potential in digitalen Anwendungen und stehen diesen überwiegend offen und interessiert gegenüber. Die meisten Kulturerbe-Orte haben bereits Schritte in Richtung Digitalisierung unternommen – diese reichen von der digitalen Inventarisierung und Archivierung über die Erstellung multimedialer Inhalte für Ausstellungen und Führungen bis hin zur Öffentlichkeitsarbeit und Dokumentation mithilfe digitaler Medien. Das Potential von Digitalisierungsprojekten wird vor allem in den Bereichen der Inventarisierung, also der digitalen Sammlungserfassung, als auch bezüglich der öffentlichen Präsentation der Kulturerbe-Orte gesehen. Vor dem Hintergrund des Verlusts einzigartiger Zeitzeugen und Erzähler der Kulturerbe-Orte, der viele Fragen und Wissenslücken hinterlassen hat, erscheint gerade die Sicherung von lokalhistorischem Wissen vielen Kulturerbe-Orte besonders relevant. Rund die Hälfte der Befragten hebt zudem hervor, dass die Arbeit innerhalb des Netzwerkes noch sehr vereinzelt stattfindet und ein großes Bedürfnis nach Zusammenarbeit und dem Ausloten von Synergien innerhalb des Netzwerkes existiert.

Gibt es auch Risiken?

Allerdings gibt es auch verschiedene Bedenken: Wie soll ein stärkeres Engagement im Bereich Digitalisierung im Kontext von Ehrenamt und knapper Zeit ohne finanzielle bzw. personelle Unterstützung gelingen? Birgt Digitalisierung nicht auch immer das Risiko, dass die sinnliche Erfahrung, die konkrete Begegnung vor Ort und das persönliche Zwiegespräch zurückgedrängt wird?  Wie geht man mit ungeklärten Urheberrechten um? Erhöht eine größere Sichtbarkeit im Netz nicht auch das Risiko von Diebstahl? Führt sie gar dazu, dass Menschen nicht neugieriger auf die Vor-Ort-Besichtigung werden, sondern ihren Besuch vielmehr „digital abhalten“? Wie lässt sich die – vielen Kultuererbe-Orten sehr aufwändig erscheinende – digitale Inventarisierung und Archivierung vereinfachen und standardisieren, sodass auch eine interessierte Öffentlichkeit die Möglichkeit hat, am  Kulturerbe unserer Region teilzuhaben?

Die Befragung war ein erster Schritt, um Grundlagen für einen sicherlich komplexen, längeren Prozesses zu schaffen, den wir gemeinsam mit ihnen gestalten möchten. Wir danken allen Kulturerbe-Orten für ihre Offenheit und die Zeit, die sie sich für ein Gespräch genommen haben und für die vielen wertvollen Impulse. Die Ergebnisse der Befragung sind vielschichtig und umfangreich und bedürfen nun einer weiteren, detaillierten Auswertung. Wir werden diese Arbeit zum Anlass nehmen, uns in den kommenden Wochen auch intensiv mit neuen digitalen Anwendungen zu befassen. Diesen Sommer erarbeiten wir auf der Grundlage der Ergebnisse der Befragung einen Vorschlag, wie digitale Inhalte der Kulturerbe-Orte gemeinsam präsentiert und genutzt werden können:

Am 17. September 2022 stellen wir die Ergebnisse innerhalb des Kaffeegesprächs für Heimatkultur vor und zur Diskussion. Das Kaffeegespräch für Heimatkultur findet innerhalb des Kulturerbe-Netzwerkes bereits zum sieben Mal statt.

Wir bieten in diesem Jahr zudem eine Reihe von kostenlosen Weiterbildungsangeboten an. Weitere Informationen finden Sie HIER

Wir freuen uns auf diese weitere Zusammenarbeit mit Ihnen an diesem spannenden Vorhaben! Weitere Anregungen, Gedanken und kritische Kommentare von Ihnen sind stets herzlich willkommen.