Kulturerbe-Orte News

  • Von Drachenzeit bis Zukunfts(t)räume

    Neun Partnerprojekte an Kulturerbe-Orten zum Thema Jugend

    Eine wesentliche Säule der Arbeit des Oderbruchmuseums sind die über das gesamte Oderbruch verteilten Partnerprojekte aus den Bereichen Kunst und Kultur zu den jeweiligen Jahresthemen. Zwischen 2016 und 2022 konnten 42 sehr unterschiedliche Projekte unterstützt und begleitet werden. Über 6.500 Besucher erlebten die Veranstaltungen in diesem Rahmen. Seit 2021 ist es die Kommunale Arbeitsgemeinschaft Oderbruch, die über ihren Kulturmittelfond diese wichtige Projektarbeit an den Kulturerbe-Orte ermöglicht.
    Zum Jahresthema 2023 Jugend werden neun Projekte gefördert. Sie sollen hier kurz vorgestellt werden.

    „Mein Leben in Wriezen“ ist der Arbeitstitel für ein Musikvideo, dass die JVA Nord-Brandenburg mit jugendlichen Insassen der Teilanstalt Wriezen gemeinsam mit der Hip-Hop Gruppe und Audioproduktionsfirma BÜRO 21 aus Strausberg erarbeiten und produzieren möchte. Der Clip wird über die Webseite und die Social-Media-Kanäle des Oderbruchmuseums geteilt werden.

    Der Förderverein Schul- und Bethaus Wuschewier stellt sich mit jungen Leuten aus der Umgebung die Frage, wie ein Jugendkulturerbe-Ort Schul- und Bethaus Wuschewier gestaltet sein sollte. Unter der Überschrift “JUGENDkulturerbeort” werden Visionen für eine jugendgerechte Umnutzung erarbeitet und in einer multimedialen Ausstellung innerhalb des Schul- und Bethauses sichtbar gemacht. Ein temporär begehbarer Raum der Ideen soll entstehen.

    Unter der Überschrift „Jugend im Oderbruch“ werden die Letschiner Heimatstuben Haus Birkenweg
    im Dialog zwischen Jung und Alt und in Zusammenarbeit mit Jugendlichen aus der Gemeinde Letschin, dem Makerspace & Medienlabor Boberhaus sowie dem Heimatverein Letschin e. V. einen Dokumentarfilm über Jugend in Letschin drehen und an einer Mauer auf dem Grundstück des Kulturerbe-Ortes Heimatstuben Haus Birkenweg ein Graffiti gestalten.

    Um Zukunfts(t)räume wird es im Schul- und Bethaus Altlangsow gehen. Welche Zukunftsperspektiven verbinden junge Menschen zwischen 14 und 21 mit der Region. Welche Visionen, welche Befürchtungen hegen sie für ihre Heimat? Was brauchen sie und was bringen sie ein? Wie steht es um das Hierbleiben, das Weggehen, das Zurückkommen? Und welche Kontakte zu polnischen Gleichaltrigen über die Oder hinweg würden sie sich wünschen? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt eines Workshops, den die renommierte Künstlerin Erika Stürmer-Alex auf ihrem Kunsthof bei Lietzen mit Schülerinnen und Schülern der Kunstklasse des Gymnasiums Seelow durchführen wird. Im Ergebnis wird eine Ausstellung von Collagen in Altlangsow zu sehen sein.

    In Oderberg gibt es keinen Treffpunkt, keine Badestelle, keinen Kickplatz, keine Rückzugsorte für Jugendliche. In Zusammenarbeit mit dem Kulturerbe-Ort Binnenschifffahrtsmuseum Oderberg und dem Verein Perspektive Oderberg e.V. möchte das Theater OKNO Jugendlichen aus Oderberg in Tanz- und Strickrunden einen kreativen und emotionalen Raum eröffnen, um Fragen zur Perspektive Jugendlicher zu erörtern. Die Ergebnisse fließen in ein Tanztheaterstück und eine Ausstellung ein, die in der Stadt und im Museumspark präsentiert werden.

    DENK-MAL-JUGEND ist ein Projekt des Kienitzer Ortsvereins Heimat und Landschaft e.V. unter Leitung des Fotografen Jörg Hannemann. Die Jugendlichen in der Gemeinde Kienitz sind mit dem T34 Panzer der Roten Armee „groß geworden“. Er steht als Denkmal und Teil des Kulturerbes mitten im Dorf. Wie wird unter den aktuellen Bedingungen dieser Panzer und seine Symbolkraft von Jugendlichen bewertet? Es sollen Texte und Selbstporträts mit dem Panzer entstehen, die in einer Ausstellung am Denkmal gezeigt werden.


    Buschdorf feiert mit Unterstützung des Vereins Alte Schule Buschdorf e.V. seit 18 Jahren ein jährliches Drachenfest mit Jugendlichen. In Vorbereitung der Drachenzeit 2023 soll mit Jugendlichen aus der Gemeinde Zechin ein großer Drachen mit einem Gestell aus Weide gebaut, mit Wünschen der Jugendlichen bemalt und fliegen gelassen werden. Eine kleine Geschichte der dann 19 Drachenzeiten ergänzt dieses Projekt.

    Was Jugend zu einer bestimmten Zeit oder an einem bestimmten Ort bedeutet, lässt sich auch anhand der Objekte erzählen, die mit Jugendlichen in Beziehung standen und stehen. Nach solchen Objekten möchte der Fotograf und Filmemacher René Arnold in den Sammlungen verschiedener Kulturerbe-Orte suchen und mit Jugendlichen über sie in Gespräch kommen. Die Ergebnisse des Projektes „Jugend in 24 Objekten“ werden in einer Wanderausstellung zu sehen sein.

    Die Erarbeitung von zwei digitalen Spaziergängen soll Jugendlichen zwischen 12-18 Jahren aus den Orten Kienitz und Wollup die Möglichkeit geben, durch die Erstellung multimedialer
    Ortsspaziergänge einen neuen Blick auf ihre Orte zu werfen und mit ihnen auf ganz unterschiedliche Arten und Weisen – künstlerisch, kritisch, reflexiv, fragend – in Beziehung zu treten. Gemeinsam mit dem Verein Domäne Wollup e. V., dem Kienitzer Seniorenverein und dem Thear-Museum Möglin und einer Gruppe von Jugendlichen geht die Filmemacherin Johanna Ickert dieses Projekt an.

    Der Reigen dieser neun Projekte verspricht ein bunter und interessanter zu werden. Über den Fortgang der Projekte, Veranstaltungstermine und Ergebnisse werden auf der Webseite des Oderbruchmuseums und auf der Seite kulturerbe-oderbruch.de informieren.

    Zum Schluss noch ein Hinweis für die Terminkalender:
    In Vorbereitung des Jahresthemas 2024 Kirche im Oderbruch laden wir am 11. Mai um 17.00 Uhr alle Kulturerbe-Orte und interessierten Kulturakteure und Künstler aus dem Oderbruch zur Ideenschmiede ins Oderbruchmuseum nach Altranft ein. Her ist Raum und Zeit gemeinsam Projektideen für 2024 zu entwerfen.

  • Museum nimmt junges Leben in den Fokus

    Das Oderbruch Museum Altranft startet ab dem 1. April seine Saison und konzentriert sich 2023 auf die Jugend.

    Knallbunt und riesig hängen bereits etliche Plakate in den Schulen der Region. Der Künstler Henning Wagenbreth hat sich seine ganz eigenen Gedanken zum Thema Jugend im Oderbruch gemacht und schickt drei junge Menschen mit einem Moped in die Region. „Mobilität ist ein sehr wichtiges Thema unter den jungen Oderbrüchern. In vielen Gesprächen, die wir unter anderem für unser Jahresbuch geführt haben, geht es um weite Wege, den ÖPNV und Fahrgemeinschaften. Henning Wagenbreth hat das wunderbar umgesetzt und viele weitere Anspielungen in dem Plakat eingearbeitet“, freut sich Programmleiter Dr. Kenneth Anders über das Motiv. Aber auch andere Themen jungen Lebens kommen zur Sprache. So wird zur Saison-Eröffnung am 1. April im Altranfter Fischerhaus eine neue Installation der Künstlerin Antje Scholz zum Thema Dorfschulen zu sehen sein. Gewohnt ungewöhnlich wird hier Kunst mit Geschichte kombiniert.

    Im Schloss wird eine Werkschau zur Landschaftlichen Bildung des Museums zu sehen sein – Filme, Bilder und Texte, die im vergangenen Jahr zusammen mit Kindern und Jugendlichen entstanden sind. Die Offenen Werkstätten im Schloss laden junge Museumsbesucher zur Schreibwerkstatt und zum grafischen Basteln von Collagen ein. Eine neue Foto-Ausstellung von Hobby-Fotografen und Fotografinnen gibt im so genannten Resonanzraum Einblicke in junges Leben damals und heute. Der Wilhelmsauer Kunststudent Florian Männel zeigt im neu konzipierten Bildersalon seine Ausstellung „Seelenbilder“ mit gezeichneten und gemalten Porträts von Jugendlichen. Im Gewölbekeller erzählt die Ausstellung „Lebenslänglich Heimkind“ als erste museale, audiovisuelle Auseinandersetzung von den Verbrechen der sozialistischen Erziehung in der DDR am Beispiel des sogenannten Übergangsheims Bad Freienwalde.

    © Ideengrün CC BY-SA 4.0

    „Auch das gehört ganz klar zur Jugend im Oderbruch. Verletzlichkeit, Traumata und das Wegschauen werden hier eindringlich zur Sprache gebracht. Eine wichtige Ausstellung, die nicht umsonst im Kellergewölbe eine passende Heimat gefunden hat“, so Lars Fischer von der Museumsleitung.

    Wie zu jedem Jahresthema wird auch 2023 sehr viel Wert auf die Arbeit mit den Menschen im Oderbruch gelegt. „Wir verstehen uns als einen Ort der Selbstbeschreibung. Nicht wir wollen das Oderbruch zeigen. Vielmehr geben wir einen Raum und den passenden Rahmen, damit sich die Bewohner der Region selbst beschreiben und präsentieren können,“ erklärt Fischer. Zu diesem Zweck schwärmte erneut ein Rechercheteam in die Region aus um mit Jugendlichen und Menschen, die mit jungen Menschen arbeiten, zu sprechen. Die geführten Gespräche sind Grundlage für viele Aktivitäten und Arbeiten während der Museumssaison bis zum Jahresende und werden in einem Buch zusammengefasst. „Auch im letzten Jahr sind wir so verfahren und werden daher am 1. April das Werkstattbuch zum Thema „Natur“ in einer Lesung präsentieren.“

    Der Programmtag „Lernen im April“ beginnt um 11Uhr mit der Lesung, ab 13Uhr wird die Installation im Fischerhaus gezeigt und die Ausstellungen im Schloss werden um 15Uhr offiziell eröffnet, sind aber den ganzen Tag zu sehen. Ein Live-Musikprogramm rundet die Saisoneröffnung von 11 bis 17Uhr ab.

    Der Eintritt ist wie immer frei, Spenden sind erwünscht.

  • Mobile Werkstatt am Kultuerbe-Ort

    In der Mobilen-Werkstatt setzen sich junge interessierte Menschen mit spannenden Geschichten eines Kulturerbe-Ortes auseinander. Durch kreative Medien werden historische bis aktuelle Themen neu beleuchtet.

    Anhand von vier verschiedenen Angeboten von Audio- bis zur Modellwerkstatt sind den Ideen keine Grenzen gesetzt: Aus historischen Postkarten entsteht ein Science-Fiction- Film, es wird eine mysteriöse Sage nachgespielt oder ein Landschaftscomic gezeichnet.

    Für alle Kulturerbe-Orte ist das Angebot kostenlos! Sie wählen aus den vier Angeboten eines aus, an dem vier bis zehn junge Menschen ab acht Jahren teilnehmen können. Für einen ausgewählten Tag wird ein Werkstattleiter gebucht, der alle nötigen Materialien mitbringt. Die Projektergebnisse werden vor Ort gezeigt und im Nachgang auf der Website www.kulturerbe-oderbruch.de präsentiert. Unsere neue Website wird im April online gehen.

    Audiowerkstatt:
    Wie schön es ist, einfach mal zuzuhören! Wenn ein Thema und das passende Format gefunden sind, kann es auch schon losgehen. Wir führen Interviews, erstellen eigene Sound- effekte, produzieren Audiocollagen und Podcasts.

    Druck- und Malwerkstatt:
    Jeder nimmt die Dinge anders wahr. Das Wissen, Eindrücke und Ideen festzuhalten und mit anderen zu teilen, ist etwas sehr Wertvolles. Dazu drucken wir mit Milchkartons, Blättern, Wollfäden und Kohlköpfen oder zeichnen, malen, pinseln, schablonieren, radieren, schmieren & klieren, bis wir die passende Ausdrucksform gefunden haben.

    Museumswerkstatt:
    In einem Museum wird gesammelt. Unzählige Dinge warten darauf, entdeckt zu werden. Nachdem in Erfahrung gebracht wurde, warum diese Gegenstände in einem Museum liegen, entwickeln die Teilnehmenden in Trickfilmen oder Animationen neue Präsentationsformen.

    Modellbau:
    Vieles erklärt sich am Besten über ein Modell! Ob technisch aufwändig, landschaftlich malerisch oder einfach nur skurril, in einem Modell lässt sich Vieles darstellen. Es können Zukunftsideen festgehalten oder historische Szenen nachgespielt werden.

    Wo?
    an einem Kulturerbe-Ort

    Wer?
    4 bis 10 Kinder und Jugendliche, Mindestalter 8 Jahre

    Dauer
    3 bis 5 Std.

    Kosten
    das Angebot ist kostenlos

    Kontakt
    m.buhmann@oderbruchmuseum.de

    0173 6871582

  • Tsebrakhene Shtiker – Bruchstücke
    Der jüdische Friedhof in Groß Neuendorf. Alle Fotos: © Michael Anker

    Reise durch die Kulturerbe-Orte – Episode 19

    Seit mehr als einhundert Jahren hat es dort scheinbar keine Beisetzungen mehr gegeben, trotzdem ist der kleine jüdische Friedhof in Groß Neuendorf gut gepflegt. Die Friedhofsanlage und die 24 erhaltenen Grabsteine wurden in den Jahren von 1992 bis 1994 restauriert. Dieser Kulturerbe-Ort ist ein Teil der jüdischen Geschichte im Oderbruch. Der Friedhof liegt etwas abseits des Dorfes und ist von hohen Eichen umstanden. Wegweiser lassen ihn leicht finden. Die Anlage ist mit einer Feldstein-Mauer eingefasst und bildet ein Rechteck von zirka 15 x 16 Metern. Das schmiedeeiserne Tor, das eine Menora zeigt, ist unverschlossen, sodass einem Besuch nichts im Wege steht.

    „In Groß Neuendorf und dem nahe gelegenen Letschin gab es erst seit 1853 eine eigenständige jüdische Gemeinde. In der Zeit davor hatten sich die wenigen jüdischen Familien, die hier oder in den umliegenden Dörfern wohnten, den Gemeinden in den nahegelegenen Städten angeschlossen, besonders der in Wriezen. Die Inschrift auf dem Grabstein von Michael Sperling weist diesen als Initiator für die Gründung der offiziellen jüdischen Gemeinde Letschin/Groß Neuendorf und auch des Friedhofs aus. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts schlossen sich die, in Letschin und den umliegenden Orten wohnenden, Juden zu einer zunächst privaten Gemeinschaft zusammen. Im Jahr 1855 wurde für die damals noch in Letschin ansässige Gemeinde das Statut beschlossen und genehmigt. Der Synagogenbezirk, für den die Gemeinde zuständig sein sollte, wird darin mit dem „Polizei-Bezirk des Domainen-Amtes Wollup“ beschrieben. Mitglieder lebten außer in Letschin und Groß Neuendorf noch in den Dörfern Klein Neuendorf, Kienitz, Gerickenberg, Sophiental und Ortwig“, schreibt Brigitte Heidenhain auf der Website der Uni Potsdam: https://www.uni-potsdam.de/de/juedische-friedhoefe/friedhof-gross-neuendorf. Dort findet man im Projekt „Jüdische Friedhöfe in Brandenburg“ umfangreiche weiterführende Informationen. 

    Christiane Wartenberg, Künstlerin aus Neubarnim, reflektiert in ihrer Arbeit bereits seit längerem den jüdischen Friedhof in Groß Neuendorf. Mit „Makom Tov – Guter Ort“ präsentiert sie 2021 ein interdisziplinäres Kunstprojekt von sechs Künstlerinnen und Künstlern auf ihrem Loose-Hof. Es ist eine Hommage an den kleinen Friedhof, der nur etwa fünf Kilometer von ihrem Atelier entfernt liegt. Die Bildhauerin betrachtet alles in der Welt als Skulptur und zeigt sich begeistert davon, wie der kleine Friedhof in die Natur eingepasst ist. Zur „Nachkriegsgeneration“ gehörend, sehe sie sich in der Verantwortung, diese Kultur zu bewahren.

    Ein Jahr später führte ihre Spurensuche sie auf die polnische Seite der Oder, in die Wojewodschaft Lubuskie. Gemeinsam mit Karla Sachse und dem Fotografen Stefan Schick besuchte sie dreizehn jüdische Friedhöfe der ehemaligen Preußischen Provinz Brandenburg, im heutigen Polen. Das sei eine ziemlich ambivalente Reise gewesen, denn was sie vorfanden, empfanden die drei Künstler oft als verstörend: zum Teil überbaute, fast ganz verschwundene oder nur noch in Bruchstücken vorhandene Orte. „Die letzten Zeugnisse jahrhundertealter jüdischer Kultur oft vergessen, in verwahrlostem oder meist mutwillig zerstörtem Zustand“, so Karla Sachse.

    „Tsebrakhene Shtiker – Bruchstücke“ heißt das daraus entstandene künstlerische Projekt. Vorgestellt wurde es im Dezember 2022 auf dem Loose-Hof von Christiane Wartenberg. Die multimediale Lesung von Karla Sachse aus ihren Aufzeichnungen zu jüdischen Trauer- und Beerdigungsriten wurde von Christiane Wartenbergs und Stefan Schicks Video-Collage „Kein Stein ist stumm“ begleitet. Zu sehen sind darin herausgerissene und verschwundene Schrifttafeln in der Grablegemauer des jüdischen Friedhofs von Gorzów, die virtuell mit Zitaten aus einer Erzählung von Zvi Kolitz ersetzt wurden. Karla Sachse stellte zudem ihre detaillierten Wegbeschreibungen zu den Friedhöfen vor. Für das Jahr 2023 ist geplant, beide künstlerische Projekte „Makom Tov – Guter Ort“ und „Tsebrakhene Shtiker – Bruchstücke“ im Museum von Międzyrzecz in Polen auszustellen.

    Jüdischer Friedhof in Groß Neuendorf, Parkweg 5, 15324 Letschin OT Groß Neuendorf

    Weitere Informationen zu den Kulturerbe-Orten finden Sie unter: www.oderbruchmuseum.de/kulturerbe-orte
    Bisher erschiene Episoden können Sie unter folgendem Link lesen: https://blog.oderbruchmuseum.de/category/reise-durch-die-kulturerbe-orte

  • Die Landschaft eines Museums

    Ein studentisches Praktikum

    von Benjamin Huster

    Im Studiengang Landschaftsnutzung und Naturschutz der HNE Eberswalde werden u.a. ein grundsätzliches Verständnis unserer biotischen und abiotischen Umwelt, Kenntnisse verschiedener Tier- und Pflanzenarten und Arbeitsschritte zur Landschaftsanalyse vermittelt. Ein weiterer unerlässlicher Teil des Studiums ist die Kommunikation mit der Öffentlichkeit. Um Menschen zu befähigen Teil eines Transformationsprozesses und der Entwicklung ihrer Region zu sein hilft es enorm ein Bewusstsein für die Landschaft, einen Bezug zu ihrer Historie zu schaffen und Identität zu stiften. Ein wirkungsvolles Instrument hierfür ist das Oderbruchmuseum Altranft. Hier durfte ich an der Seite eines wunderbar engagierten und kompetenten Teams praktische Erfahrung in der landschaftlichen Bildung, in eigener Projektarbeit und der Besucherbetreuung sammeln. Als Bindeglied für die inzwischen 40 Kulturerbeorte präsentiert es die Landschaft des Oderbruchs und trägt in vielen gemeinsamen Projekten und kulturellen Veranstaltungen zur Abbildung und Weiterentwicklung dieser Region bei. Bereits im Sommer besuchten wir das Museum im Rahmen einer Exkursion der Hochschule. Zu diesem Zeitpunkt war mir der unmittelbare Bezug zu meinem Studium nicht vollkommen bewusst, aber ich war motiviert diesen Blickwinkel einzunehmen und eine Verknüpfung für mich herzustellen.

    Galerie Wanderweg (Fotos: Oderbruchmuseum / Alex Schirmer)

    Durch Mitwirken an Veranstaltungen wie dem Oderbruchtag in Golzow, dem Deutsch-Polnischen Erntedankfest und der Besucherbetreuung im Museum konnte ich ein Gefühl für die Menschen gewinnen, mit einigen ins Gespräch kommen und individuelle Geschichten erfahren. Zusätzlich zu diesem Einblick gaben Unterhaltungen mit verschiedenen Akteuren und Experten zur Geschichte der Landschaftsgenese und Kultur ein immer besseres Bild der Kulturlandschaft Oderbruch. In meinem hauptsächlichen Projekt einen kleinen Wanderweg durch und um das Dorf Altranft zu konzipieren, versuchte ich diese Informationen in angebrachtem Maß mit Wanderfreude zu kombinieren. Die selbstständige Erkundung dieser abwechslungsreichen Landschaft am Rand zur Barnim-Hochfläche war dabei ein sehr angenehmer Part. Zwar waren nicht alle Phasen dieses Prozesses einfach aber rückblickend ergab sich eine sehr gute Lernerfahrung in Bezug auf die eigenverantwortliche Betreuung eines solchen Projektes. Unterstützung zu dessen Gelingen erhielt ich dabei vor allem von Kenneth Anders, der mich regelmäßig zu verschiedenen Versammlungen, Informationsveranstaltungen und Gesprächsrunden einlud, z.B. zum Thema Energiewende im Oderbruch oder zum Austausch mit anderen Museen über organisatorische Herausforderungen. Auch innerhalb des Museums sorgten konstruktive Programmentwicklungsrunden, kuratorische Besprechungen und Programmtage für viel Abwechslung und neue Inspiration.

    Bemerkenswert empfand ich den generationsübergreifenden Austausch in der Bildungsarbeit des Museums, von der ich auch ein Teil sein durfte. In Zusammenarbeit mit Schulen der Region führten Jugendliche bspw. Befragungen von Menschen aus verschiedenen Professionen durch und verarbeiteten ihre Eindrücke auf kreative Weise. Auch dieses Engagement verleiht dem Museum eine frische und lebendige Atmosphäre, regt die Kommunikation an und trägt zum gegenseitigen Verständnis und zur Reflexion bei. Dabei setzt das Oderbruchmuseum nicht ausschließlich auf Konservierung des Vergangenen, sondern vielmehr auf Weiterentwicklung und fortlaufenden Dialog, was auch in Bezug auf Naturschutz, für umweltverträglichere Lösungen und die Förderung von Nachhaltigkeit und Vielfalt hohe Relevanz birgt. Für mich ist der Stellenwert der Arbeit und das Potential dieses Konzepts als Plattform und Impulsgeber damit deutlich ins Zentrum meines Bewusstseins gerückt. Ich glaube auch viele Anwohner nehmen die Arbeit des Museums und der Kulturerbeorte als positiv wahr und sind bestimmt etwas stolz, dass das gemeinsame Engagement mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel für die Kulturlandschaft Oderbruch gewürdigt wurde. Ich hoffe die Arbeit des Museums findet auch in Zukunft Anerkennung, idealerweise mit steigenden Besucherzahlen der Ausstellung. Ich bin froh, dass ich für etwa zehn Wochen Teil dieser Arbeit sein durfte.

    Benjamin Huster