Die Selbstverbrennung

Foto Ingar Krauss

Eine Hörinstallation in der Notkirche Buschdorf

Vom 18. August an bis zum 13. Oktober ist in der kleinen Notkirche in Buschdorf bei Zechin eine besondere Erfahrung zu machen. Täglich ab 10.00 Uhr bis zur Dämmerstunde ist dort das Buch „Die Selbstverbrennung“ von Hartmut Lange zu hören. Eingesprochen hat die Novelle der Schauspieler Sylvester Groth.

Die Geschichte, die vor dem Hintergrund einer „unerhörten Begebenheit“ – der Selbstverbrennungdes Pastors Brüsewitz im Jahre 1976 – in einer dörflichen Fluß- und Grenzlandschaft im deutschen Osten spielt, die dem Oderbruch sehr ähnelt, erzählt von Menschen in inneren und äußeren Glaubensnöten, von einer Kirche auf verlorenem Posten, von der Angst, daß Gott nicht existiert

Die Idee zu diesem herausfordernden Projekt – sechs Stunden kann der Stimme Groths gefolgt werden, das gante Buch gehört werden – hatten Katja Lehnert, Ingar Kraus und Martin Lorenz nachdem sie auf der Glocke, die im Glockenschauer zwischen den Fundamentresten der alten, sechseckigen Buschdorfer Kirche und der 1958 als Holzbaracke errichteten Notkirche hängt, die Inschrift lasen: „Er aber sprach: Ja, selig sind die das Wort Gottes hören und bewahren.“ Sie schreiben: „Die Notkirche Buschdorf ist von rigoroser Einfachheit. Sie ist Zeugnis einer Zeit, in der Menschen in einer kirchenfeindlichen Umgebung an ihrem Glauben festhielten. Die Buschdorfer Kirchenbaracke war zur Zeit ihrer Errichtung eine Kirche der Unbeirrbarkeit – sie wurde von denen, die sie erbauten, dringend benötigt. Heute ist sie noch immer oder schon wieder eine Notkirche, doch eher deshalb, weil sie selbst in Not ist, eine einsame Kirche des Zweifels, die leer bleibt, es finden dort seit vielen Jahren keine Gottesdienste mehr statt.“

Foto Ingar Krauss

Den bescheidenen hölzernen Kirchbau zumindest für einige Wochen über dieses Kulturprojekt in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stellen, ist eine willkommene Bereicherung des Jahresthemas KIRCHE des Oderbruchmuseums.  Nutzen Sie die Chance, nehmen sie sich die Zeit und hören dieser Geschichte des Zweifelns zu. Sie können auch mehrmals nach Buschdorf fahren, und der Lesung kapitelweise folgen.

In der Kirchbaracke finden Sie einiges Material zur Geschichte der Gotteshäuser in Buschdorf. Darauf nehmen auch die Initiatoren Bezug. „In der Kirchengemeinde Gorgast-Golzow, zu der neun Dörfer des mittleren Oderbruchs von Buschdorf bis Küstrin-Kietz gehören, gibt es keine schönen alten Kirchenbauten mehr. Diesen Teil des Oderbruchs hat der Krieg besonders hart getroffen, und was danach noch stand, wurde zumeist abgerissen oder für Baumaterial ausgeschlachtet. So auch in Buschdorf, das für ein so kleines Dorf eine sehr prächtige, achteckige Kirche hatte, gebaut nach dem Vorbild der ebenfalls achteckigen Golzower Mutterkirche. (In Golzow hat man die Spuren der Kirche besonders brutal ausgelöscht und eine Straßenkreuzung über den zentralen Platz des Dorfes gelegt, an dem einst die Kirche stand.)

Notkirche Buschdorf, Buschdorfer Dofstrasse 13 A, 15328 Zechin

Eine Koproduktion von Ingar Krauss und dem Kunstbeauftragten der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz. Mit freundlicher Unterstützung durch das Erzbistum Berlin.

Infotelefon: 0172 32 69 748