Ein magisches Dreieck

Gesprächskreis im Gelben Salon
Zum Laborgespräch waren sehr unterschiedliche Persönlichkeiten eingeladen, die auf verschiedene Weise etwas zum Gesamtbild beitragen konnten – durch Erfahrungen in der Kunst, in der Bildung, Politik oder sogar der Wirtschaft: Michael Kurzwelly (Słubfurt), Bartosz Wojcik (Universität Stettin), Toralf Schiwietz (Euroregion Viadrina), Darius Müller (Campus Schloss Trebnitz), Beata Kana (Theater Okno, Oderberg), Iwona Kowalczyk (Brot und Kunst, Oderberg), Hubert Pandza (Initiative Nachbarn in Europa), Radosław Mirski (Projekt SoundPostcard), Karsten Knobbe (Bürgermeister a.D. Hoppegarten), Nina Lütjens und Dr. Kurt Winkler von der (Stiftung Zukunft Berlin). Die Moderation hatte Dr. Kenneth Anders inne, der mit seinen beiden Kollegen Lars Fischer und Tobias Hartmann nach Altranft eingeladen hatte.

Ostbrandenburg, Lebus und Westpommern im Laborgespräch am Oderbruch Museum Altranft

Sprachbarrieren, wenige Grenzübergänge, Fremdheit und Unterschiedlichkeit der Verwaltungen und der politischen Ordnungen – so sieht es auf den ersten Blick aus, wenn man sich in Ostbrandenburg Richtung Polen bewegt. Lässt sich dennoch von einem gemeinsamen Raum sprechen, der sich mit den beiden angrenzenden polnischen Wojewodschaften Westpommern und Lebus entwickelt? Am vergangenen Mittwoch dem 19. Juni ging es in einem Laborgespräch am Oderbruch Museum Altranft um die deutsch-polnische Nachbarschaft und ihre Perspektiven. Es fand im Rahmen des Projekts „Shared oder divided?  Geteilter Raum Brandenburg / Berlin / Europa“ statt, das von der Stiftung Zukunft Berlin im Rahmen des Themenjahres von Kulturland Brandenburg „Welten verbinden“ realisiert wird.

Das Bild, das sich in diesem Gespräch abzeichnete, war durchaus ermutigend. Zwar ist die Grenze zwischen beiden Regionen vergleichsweise jung, doch es schlagen zahlreiche Bemühungen der Menschen in diesem Raum zu Buche, wirtschaftliche, kulturelle, wissenschaftliche und Bildungsinteraktionen zu stiften. Heute kann man auf dem Fahrrad über die Europabrücke zwischen den Ländern hin- und herwechseln, in der internationalen Bildungsstätte am Campus Schloss Trebnitz gestalten Jugendliche aus beiden Ländern gemeinsame Projektwochen, es gibt zahlreiche Unternehmen, die auf beiden Seiten der Oder unterwegs sind, in Frankfurt/Oder und in Stettin arbeitet man an einer gemeinsamen Raumbetrachtung, in Altranft wird ein jährliches deutsch-polnisches Erntedankfest gefeiert und die Tourismusverbände empfehlen grenzüberschreitende Routen. Eine besondere Bedeutung haben nach wie vor einzelne Akteure, die aufgrund ihrer Sprachkompetenz die Kommunikation zwischen Deutschen und Polen ermöglichen und die Beziehungen oftmals auch aktiv mitgestalten.

Die Diskussion verlief sehr lebhaft. Sie reichte vom Brot – der Wirtschaft, als der nach wie vor zuverlässigsten Grundlage für eine Zusammenarbeit – bis zur Kunst, als einer Möglichkeit, Freiräume zu stiften, sich Auswege aus schwierigen Ausgangslagen zu bahnen und an seiner Zukunft zu arbeiten. Dabei ging es nicht nur um Unterschiede und ihre Verflüssigung, auch die latenten Ähnlichkeiten der ländlichen Kulturen und die Freude an der Begegnung spielten eine Rolle. Die gemeinsamen naturräumlichen Bedingungen schlagen hier ebenso zu Buche wie die Geschichte des Raums, der schon immer von verschiedenen Einflüssen geprägt war. In der Auswertung des Gesprächs wird ein Text entstehen, der ein gutes Stimmungsbild davon abzugeben verspricht, was in den letzten Jahren erreicht werden konnte, was sich verändert hat – und was noch zu tun bleibt.

Der zweite Teil des Tages diente der Ideensammlung für einen Festivaltag, der im nächsten Jahr zum Thema der deutsch-polnischen Annäherung am Oderbruch Museum Altranft stattfinden soll, das 2025 ein Jahresthema NACHBARSCHAFT ausrichten wird. Es ging heiter dabei zu, die Teilnehmer gingen schließlich mit einem ersten Drehbuch nach Hause, das Vorfreude auf die Umsetzung macht. So viel wird schon verraten: Man wird im nächsten Juni in Altranft die Vielfalt der deutsch-polnischen Initiativen kennenlernen. Der Schlosspark wird zum Oderufer, die Gäste werden an verschiedenen Stellen anlegen können, um etwas zu erleben und die eine oder andere spielerische Herausforderung zu meistern. Wir freuen uns auf ihren Besuch!