Eine große kollektive Anstrengung

Oderbruch erhält Kulturerbe-Siegel

Das Oderbruch erhält das Europäische Kulturerbe-Siegel

Nach langem Warten haben wir nun die ersehnte Nachricht aus Brüssel erhalten: Das Oderbruch wird, als erste Kulturlandschaft überhaupt, mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet. Das ist etwas Besonderes, denn dass ein ganzer Landschaftsraum mit all seinen heterogenen Elementen und seinen vielfältigen Widersprüchen als zusammengehöriges kulturelles Erbe verstanden und anerkannt wird, erfordert eine große kollektive Anstrengung. Und in der Tat haben sich sehr viele Menschen über viele Jahre hinweg für dieses Ziel eingesetzt.

Da ist zuerst die kommunale Familie des Oderbruchs zu nennen. Ausgehend von der Gemeinde Letschin haben Ortsvorsteher, Bürgermeister und Amtsdirektoren aus dem ganzen Oderbruch an einem Strang gezogen und schrittweise eine Kooperation aufgebaut. Mit jährlichen Landschaftstagen und einer engagierten Arbeitsgruppe bereiteten sie so gemeinsam mit der Stiftung Oderbruch die Gründung der „Kommunalen Arbeitsgemeinschaft Kulturerbe Oderbruch“ vor, die letztlich unsere Bewerbung auf das Europäische Kulturerbe-Siegel verantwortete und heute die Koordination und Netzwerkarbeit finanziert. Eine solche Form der kulturellen Regionalentwicklung ist in Deutschland einzigartig.

Von Anfang an hat der Landkreis Märkisch-Oderland diesen Prozess unterstützt, für Vertrauen in die Kooperation aller Beteiligten und in das Kulturerbe-Projekt geworben und zuverlässige finanzielle Anreize gegeben. Ohne diese Beharrlichkeit wäre es kaum möglich gewesen, die interkommunale Zusammenarbeit in dieser Weise aufzubauen und auch den Nachbarlandkreis Barnim in die Kooperation einzubeziehen.

Das Projekt, mit dem sich das Oderbruch auf das Europäische Kulturerbe-Siegel beworben hat, beschreibt detailliert, wie die Oderbrücher ihre Erfahrungen und ihren Beitrag zu einer gemeinsamen europäischen Erzählung der Öffentlichkeit vermitteln wollen. Es umfasst ein Netzwerk aus inzwischen 40 Kulturerbe-Orten von Lebus bis Oderberg und hat inzwischen eine hervorragende Substanz. Diese Substanz konnte nur geschaffen werden, weil das Oderbruchmuseum um Rahmen des Programms der Kulturstiftung des Bundes „TRAFO – Modelle für Kultur im Wandel“ die Chance bekam, sich inhaltlich und mit netzwerkorientierten Arbeitsweisen neu aufzustellen. Der vergleichsweise lange Förderzeitraum von fünf Jahren hat sehr zur Qualität dieser Arbeit beigetragen.

Von Anfang an erfuhren wir fachlichen Rückhalt durch das brandenburgische Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur, vor allem durch die Mitarbeiterinnen um Referat 33 (Museen, Denkmalschutz und Denkmalpflege, Erinnerungskultur, Kulturgutschutz), welche die Bewerbung sowohl auf der landespolitischen, als auch auf der nationalen Ebene vermittelten und kontinuierliche Vertrauensarbeit investierten.

Durch das Europäische Kulturerbe-Siegel erfährt das Oderbruch eine lange ersehnte überregionale Aufmerksamkeit und Anerkennung. Die daraus erwachsenden Möglichkeiten, sich als ländliche Region in Europa zu entwickeln, haben sich dadurch verbessert. Wir freuen uns auf die kommende gemeinsame Wegstrecke.
Dr. Kenneth Anders, Tobias Hartmann und das ganze Team vom Oderbruchmuseum

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