Touristische Angebote für brandenburgische Museen
Im März 2021 startete der Museumsverband des Landes Brandenburg e.V. das Projekt „Touristische Angebote für brandenburgische Museen“. Der Bereich Kulturtourismus soll damit stärker in die Arbeit des Verbandes eingegliedert und das Themenfeld Industriekultur in Brandenburg noch intensiver bearbeitet werden.
Ausdruck davon ist auch die stetig wachsende Zusammenarbeit des Museumsverbands mit dem Touristische Netzwerk Industriekultur Brandenburg (http://www.industriekultur-brandenburg.de/), die 2022 in eine Kooperation mündete.
Die zunehmende Fahrradbegeisterung vieler Besucher*innen des Landes Brandenburg – aber natürlich auch der Einheimischen – bestärkte den Museumsverband in der Idee, zum Thema Industriekultur Tagestouren mit dem Fahrrad zu erarbeiten.
Im Zentrum jeder Tour steht jeweils ein Brandenburger Museum. Landschaft- und Naturerlebnisse, kulturelle Highlights, aber auch Genuss und Erholung sollten nicht zu kurz kommen. „Geheimtipps“ und Kulinarik sorgen deshalb für eine abwechslungsreiche Gestaltung der Radtouren.
Die Auswahl der Museen fand nach festgelegten Kriterien statt. Das Museum sollte das Thema Industriekultur als Schwerpunkt aufweisen. Einbezogen wurden aber auch kulturhistorische Museen, die die Industriegeschichte als Ausstellungsschwerpunkt haben. Weitere industriekulturelle Sehenswürdigkeiten in der Umgebung, eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und eine gute Infrastruktur in der Stadt und Umgebung bildeten weitere Kriterien.
Konzipiert wurden die Touren von der Autorin, die das Projekt koordinierte, zusammen mit dem jeweiligen Museum und teilweise mit Unterstützung durch lokale Tourenersteller.
In den Jahren 2021 und 2022 konnten insgesamt acht Entdeckertouren mit folgenden Museen umgesetzt werden:
- Oderbruch Museum Altranft (2022)
- Baruther Glashütte und Stadt Baruth (2021)
- Museum Eberswalde (2021)
- Städtisches Museum Eisenhüttenstadt (2022)
- Museum Fürstenwalde (2021)
- Stadt- und Technikmuseum Ludwigsfelde (2022)
- Binnenschifffahrtsmuseum Oderberg (2021)
- Museum für Stadtgeschichte Teltow (2022)
- Industriemuseum Teltow (2022) und
- Ofen- und Keramikmuseum und Museum Hedwig Bollhagen Velten (2021).
Alle Touren sind auf der Website des Museumsverbands abrufbar: https://www.museen-brandenburg.de/projekte/entdeckertouren/.
Im Oktober 2022 begann die Entwicklung der Entdeckertour „Altranft und Umgebung. Industriekultur im Oderbruch“. Das Oderbruch ist eine Kulturlandschaft im Osten von Brandenburg, angrenzend an Polen und über die Ländergrenze hinaus. Viele Besuchern fasziniert diese Region vor allem wegen ihrer unvergleichlich weiten Landschaft mit wunderschönen Impressionen, pitoresken Dörfern, Alleen und der Anbindung an die Oder. Als Ausflugsziel hat sich das Oderbruch nach und nach etabliert. Aber ist es auch ein Denkmal der Industriegeschichte? Absolut, denn diese Agrarlandschaft ist das Ergebnis einer großen ingenieurtechnischen Leistung, die im 18. Jahrhundert begonnen wurde und bis in die Gegenwart reicht. So entstand ein Wassersystem aus Schöpfwerken, Vorflutern und Deichen, das man als riesige Landschaftsmaschine bezeichnen kann. Unsere Tour führt durch den nördlichen Teil dieser Kulturlandschaft, die 2022 das Europäische Kulturerbe-Siegel erlangte.
Mehrere Museen, wie das Oderlandmuseum in Bad Freienwalde, das Schloss Freienwalde, das Oderbruch Museum Altranft und das Fontane-Haus führen in die historische Geschichte der Region ein. Viele Bauwerke und ihre Umgebung zeugen heute noch von der einstigen wirtschaftlichen Blüte der Region. In Wriezen zeigen z.B. die Überreste eines Hafenbeckens den Anschluss an die Industrialisierung. Die Türme der Kalkbrennerei und der Fabrikantenvilla belegen den ehemaligen Wohlstand. Auf dem Oderdeich in Richtung Hohenwutzen, fährt man vorbei an den Spuren des ehemaligen wichtigsten Wirtschaftszweiges der Region, dem Fischfang. In Hohenwutzen zeigt der Ringofen Altglietzen wie die reichlichen Tonvorkommen des Oderbruchs genutzt wurden. Besonders eindrucksvoll ist die Geschichte der Trockenlegung des Oderbruchs am ältesten Kolonistendorf Neulitzegöricke zu erkennen. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde der Dorfanger extra tiefer ausgegraben, um höhere Bauplätze zu gewinnen. Spannend sind in diesem Zusammenhang auch die 35 Schöpfwerke, die sich im Oderbruch befinden und der Entwässerung der Felder dienen. Einige dieser Anlagen werden auf der Tour passiert. Ein Highlight der Tour ist auch die Ankunft an der Oder. Von Zollbrücke aus fährt man auf dem Deich an der Oder entlang bis zur 2022 neu eröffneten Europabrücke Bienenwerder, ein gewaltiges Bauwerk mit einer Länge von über 600 m. Diese abwechslungsreiche Tour bringt auf spannende Art und Weise imposanten Industriebauten, Historie und Wirtschaft der Region sowie die eindrucksvollen Landschaft des nördlichen Teiles des Oderbruchs zusammen. Eine Region, die es unbedingt zu entdecken gilt, ganz entschleunigt auf dem Fahrrad.
https://www.museen-brandenburg.de/fileadmin/user_upload/Layout_Altranft_RZ_neu_2_web.pdf
Bei der Entwicklung von Fahrradtouren ist vieles zu beachten. Das Thema Sicherheit steht bei der Wahl der Routenführung an erster Stelle. Für die Touren wurden vorzugsweise bestehende Radwege oder verkehrsberuhigte Zonen ausgewählt. Der Untergrund soll möglichst fest und gut befahrbar sein. Erhebliche Steigungen und Schiebestrecken mindern den Spaß am Fahrradfahren und wurden, soweit es ging, vermieden. Im Idealfall sind die Touren als Rundtouren konzipiert und starten und enden an einem gut erreichbaren Bahnhof. Mit einer Streckenlänge von 20 bis 48 km handelt es sich um gut zu bewältigende Tagestouren. Damit sind die Strecken sowohl für eher unregelmäßig fahrende als auch für passionierte Radler*innen konzipiert. Die sichere und unkomplizierte Wegführung und das abwechslungsreiche Programm sind auch für Familien mit Kindern geeignet. Ebenso wurde auf die Barrierefreiheit besonderen Wert gelegt. Die Touren in Altranft, Eisenhüttenstadt, Fürstenwalde, Ludwigsfelde und Teltow sind für Cargobikes, Fahrräder mit Kinderanhänger, Handbikes und Rollstuhlradfahrer*innen geeignet. Die Tourenbeschreibungen enthalten außerdem geprüfte Empfehlungen für Pausenmöglichkeiten. Dabei handelt es sich u.a. um Restaurants, Cafés, Eisdielen oder Biohöfe oder auch einfach Picknickplätze in schöner Umgebung.
Für jede Tour wurde ein zwölfseitiger Flyer entworfen. Nach einem einführenden Text folgen Angaben zum Schwierigkeitsgrad, zur Gesamtlänge, Fahrzeit und Wegbeschaffenheit. Über einen QR-Code können die GPS-Daten der Tour über verschiedene Apps heruntergeladen werden. Eine Karte mit einer Legende gibt den Streckenverlauf so detailliert wie möglich wieder. Die einzelnen Standorte der Industriekultur sowie weitere kulturelle Ziele bzw. Orientierungspunkte, wie Kirchen, Stadtmauern, historische Stadt- oder Parkanlagen, so genannte Points of Interest (kurz POI), sind entlang der Streckenführung durchnummeriert. Weitere Empfehlungen auf der Strecke sind in „Natur und Landschaft erleben“, „Mit Kind und Kegel“, „Regionale Spezialitäten + Mitbringsel“ und „Kulinarisches Unterwegs“ unterteilt und mit einem speziellen Icon belegt, welche sich auch in der Karte wiederfinden. Kleine weiße Kästen geben hier zusätzliche Informationen zur Wegbeschaffenheit und weisen auf mögliche Abstecher etc. hin.
Im Textteil werden die Standorte und ihre Besonderheiten beschrieben. Dem schließt sich eine Auflistung aller POIs und touristischen Kategorien mit Adresse, Telefonnummer, Website, Öffnungszeiten, Icons zur Barrierefreiheit und wichtigen weiterführenden Hinweisen an. Ebenso sind die Kontaktdaten des Museums und/oder der lokalen Tourist-Information vermerkt. Auf der letzten Seite findet man einen Kartenausschnitt zur Verortung der Tour im Raum Brandenburg. Außerdem werden Hinweis zur Anreise mit dem Auto und zu öffentlichen Verkehrsmitteln und Aufladestationen für E-Autos und E-Bikes gegeben.
Die Vermarktung der Fahrradtouren erfolgt über unterschiedliche Kanäle. Die Touren sind auf den Websites des Museumsverbandes Brandenburg und der beteiligten Museen zu finden. Durch die Aufnahme der Touren in die touristische Datenbank DAMAS der Tourismus Marketing Brandenburg GmbH (TMB) erscheinen sie auch auf den Internetpräsenzen der regionalen touristischen Verbände, wie z.B. unter: https://www.seenland-oderspree.de/tour/fuerstenwalde-und-umgebung-industriekultur-an-der-spree. Ebenso wurden die Touren in den Routenplaner von Komoot https://www.komoot.de/tour/713478701 eingepflegt.
Zum Internationalen Museumstag am 15. Mai 2022 wurden die Touren in Baruth, Eberswalde, Fürstenwalde und Velten mit einem „1. Anradeln“ eingeweiht. Am Internationalen Museumstag 2023 erfolgte am 21. Mai das „2. Anradeln“ der neuen Tour in Ludwigsfelde und Teltow. Insgesamt waren ca. 110 Teilnehmende, darunter zahlreiche Museumsmitarbeiter*innen, Tourenersteller*innen und Mitarbeiter*innen des Museumsverbandes Brandenburg mit dabei.
Kontakt:
Dr. Manuela Gander
Museumsverband des Landes Brandenburg e.V.
gander@museen-brandenburg.de
