Wir zeigen Stefan Schicks Porträts von Jugendlichen aus dem Oderbruch im Jahr 2011
Der Programmtag „Ährensache“ am ersten September-Wochenende wird neben Theaterstück(ch)en, Oderbruch-Kulinarik und Erntekronen-Binden auch neue Ausstellungsinhalte präsentieren. Im Schloss eröffnet die neue Ausstellung: „Gleichzeitigkeiten“ von Stefan Schick. Hier schreibt er selbst über seine Reihe aus dem Jahre 2011:
„Ein Erdbeben hat in Japan zu einer Tsunami-Überschwemmung katastrophalen Ausmaßes geführt. Die Flut hat im AKW in Fukushima zu Explosionen und Kernschmelzen geführt, die Experten nie für möglich hielten. Eine Nachrichtenflut wälzt sich über die gesamte Welt. Noch heute wirkt diese Katastrophe nach. Gerade wurde in Japan beschlossen, die zigtausend Kubikmeter kontaminierten Kühlwassermassen ins Meer zu entleeren…
Was geht Jugendlichen in der deutschen Provinz Oderbruch in diesen Tagen durch den Kopf? Sie sind hier, ganz im Osten Brandenburgs aufgewachsen. Werden sie hier bleiben oder weggehen? Berührt sie, was in der Ferne geschieht? Was beschäftigt sie? Wie wird man ihnen gerecht? Sind sie bereit, sich auch mit Unangenehmem zu beschäftigen?
Ergo wollte ich, dass sie sich einen Aufnahmeort suchen, den sie entweder gerne oder gar nicht mögen. Anders als frühere Generationen werden sie außer von der Landschaft, in der sie aufwachsen, von der gleichzeitigen Anwesenheit der Geschehnisse aus aller Welt als Realität oder Fiktion, durch TV, Internetstreaming, Filme, Videoclips, social Media geprägt. Ihre Wahrnehmung des eigenen Lebensumfelds konkurriert stets mit der medialen. Über ihr Handy, Computer, einem Knopf im Ohr… Was macht das mit und aus ihnen?
Auf den Fotos ist daher immer auch ein Display zu sehen. Darin zeigen sich Filme, Geschehnisse, Nachrichten oder Videoclips, die sich die Porträtierten selbst ausgesucht haben. Ein winziger Teil dessen, was sie innerlich beschäftigt, beeindruckt, durch den Kopf geht. Andere Orte in der Welt, Shows, Werbung, Filme, Träume, Hoffnungen, Verführungen in ein anderes, besseres Leben sind stets anwesend.
Die Foto-Porträts der Ausstellung sind Teil einer Gesamtinstallation, die ebenfalls ein Display umfasst. Es zeigt kurze Angaben zur jeweiligen Person, deren Ortsauswahl, der ausgewählten Videosequenz, danach ein entfärbtes (schwarz-weißes) Foto, die direkt nach dem Druck auf den Auslöser folgende, zehnsekündige farbige Videosequenz und schließlich dann, ebenfalls nur kurz, das ausgewählte Video- bzw. Medienzitat.
Der Verschmelzung der klassischen Fotokamera mit der Filmkamera in der Digitalkamera oder dem Handy folgt logischerweise die Verschmelzung des Fotos mit dem Video.“