Aus dem Kästchen geplaudert

Mit einer Pinzette greift Erika Becker vorsichtig ein winziges Geländer und setzt es auf die Terrasse des Schlosses. Foto: Michael Anker

Das ganze Oderbruch-Museum in zweieinhalb Schubkästen untergebracht? Ja, denn ungewöhnliche, oft kunstvoll hergestellte Exponate sind eine Besonderheit der Altranfter Einrichtung. Anhand dieser zweieinhalb Schubkästen können sich Besucher zukünftig im Museum besser orientieren. Eine Miniatur des Museums, aus der Vogelperspektive gesehen, wird sie bereits im Foyer begrüßen. Nicht als digitales 3D-Modell, sondern als ein analoges, in monatelanger Handarbeit gefertigtes filigranes „Puppenhaus“.

Mit einer Pinzette greift Erika Becker vorsichtig ein winziges Geländer und setzt es auf die Terrasse des Schlosses. Alle Räume, die Türen, die Fenster und das Mobiliar hat sie aus Holz nachgebaut. Sie hat Tapeten auf wenige Zentimeter hohe Wände gemalt und diese zu Räumen zusammengefügt. Bodenbeläge finden sich in den kleinen Zimmern wieder oder schmiedeeiseren Gitter vor den Fenstern im Kellergeschoss.

Wie kam es zu diesem einzigartigen Ausstellungsstück? „Kenneth Anders sagte zu mir, wir haben im Museum einen Raum, in dem Dörfer des Oderbruchs je ein kleines Schränkchen mit Mitbringsel haben. Aber wir haben keines für das Museum. Komm lass uns ein solches Schränkchen bauen“, erzählt Erika Becker lachend. Der Programmleiter des Museums war auf ihr Talent aufmerksam geworden und hat sie angesprochen. „Die knifflige Vorgabe des Museums war, das Ganze soll auf einer Fläche von zwei A3-Seiten Platz finden. Die passenden alten Schubkästen hatte ich in meiner Werkstatt. Das war vor einem halben Jahr“, so die Designerin. Nun steht Erika Becker zufrieden vor ihrem Miniaturmuseum.

Das Bauen von Miniaturwelten hat sie sich selbst beigebracht. Erst jüngst hat sie ein Mäusehäuschen in einer Teekanne untergebracht, ein weiteres Projekt, an das sie ihr Herz verloren hat. Seit ihrer Kindheit ist das filigrane und geduldige Arbeiten ihre große Leidenschaft. Später konnte sie diese in einer Theaterwerkstatt ausleben. Sie tüftelt, probiert Materialien aus und verwirft die Ergebnisse so lange, bis alles perfekt aussieht. In ihrer Werkstatt kann sie auf kleinste Drehbänke, Sägen oder Bohrmaschinen zurückgreifen. Fehlt ihr ein Werkzeug baut sie es sich selbst. So erklärt sich dann auch der lange Zeitraum in dem das Minimuseum entstand.

Die Designerin mit dem urdeutschen Namen ist erst vor wenigen Jahren als Spätaussiedlerin nach Deutschland gekommen. In ihrer einstigen Heimat Russland, hatte sie zuvor Pädagogik und Architektur studiert.